Die Germanen oder „…denn beide Geschlechter baden gemeinschaftlich in den Flüssen“ (Caesar)

von | Mai 1, 2012

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

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Die gestrige Vorlesung hat nochmal an das Thema Caesar und Gallien angeknüpft. Caesars Ziel war es, großdimensionierte Kriege zu führen. Da sich seine Armeen jedoch immer mehr von der Provinz entfernten, benötigte er schnell Nachschub, d. h. neue Rekruten. Caesar wollte sich auf Dauer in Gallien unentbehrlich machen. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte er, indem er vor der Gefahr der Helvetier bzw. der Germanen warnte. Diese wollten immer weiter in das Landesinnere wandern, was laut Caesar ein „Aufrücken“ der Germanen bedeutet hätte.
Jedoch war dies nicht Caesars einzige Taktik. Ariovist wurde 58 v. Chr. von den Sequanern gerufen, um deren Vorherrschaft in Gallien gegen die Haedorer zu sichern. Ariovist war der erste namentlich bekannte germanische Heerführer. Von Caesar wurde er als „rex germanorum“, also „Germanenführer“ bezeichnet. Sein Heer umfasste zahlreiche germanische Einzelverbindungen, wie zum Beispiel die Haruden, die Sueden oder die Markomannen. Ariovist war eine politische Figur, jedoch ohne nationales Anliegen. Ihm ging es um die eigene politische Macht (ähnlich wie Alarich).
Er wurde also von den Sequanern engargiert, verfolgte seine eigenen Interessen und wollte ideale Existenzbedinungen für sein Heer. Die Herkunft des Ariovist ist ein wenig unklar. Caesar schreibt, Ariovist habe seine Frau aus Sueben geholt (wo auch er herkäme). Eine zweite These lautet, dass sein Name ja keltisch sei und auch er aus dem keltischen Raum kommen müsse. Das kann jedoch nur bedingt für wahrscheinlich erklärt werden, da der Name nicht auf den keltischen Raum beschränkt sein muss.
Caesar schreibt weiter, Ariovist habe keltisch (gallische Sprache) beherrscht, da er sich lange in diesem Gebiet aufgehalten habe.
Ende der 60er Jahre (v. Chr.) gab es sogar eine freundschaftliche Beziehung zwischen dem Senat in Rom und Ariovist, welcher hier „amicus“ genannt wurde.

Letzten Endes brauchte es schlicht neue Gründe, um einen Krieg zu führen. 

In diesem Zusammenhang wollte Caesar ein Bündnis mit den Haeduern eingehen und somit eine indirekte Herrschaft über Gallien ausüben. Es handelte sich hierbei um die sogenannten „Klientelbeziehungen“, die in der römischen Außenpolitik absolut üblich waren. Zudem waren die Haeduer Caesar gegenüber wegen dem Sieg über die Helvetier verpflichtet.
 
Caesar forderte Ariovist schließlich auf, sich zurückzuziehen, um das Gleichgewicht in Gallien nicht zu stören. Ariovist weigerte sich und Caesar rückte weiter vor. Ein zweites Ulitmatum wurde gestellt, welches auch scheiterte. Im Jahr 58 v. Chr. kam es dann zur ersten römisch/ germanischen Schlacht. Schauplatz war der Elsass (in der Nähe des Rheins). Die Römer entschieden diese Schlacht für sich und die Germanen mussten die Flucht ergreifen. 
Es folgten regelmäßige Berichte an den Senat in Rom, in denen Caesar selbstverständlich über den grünen Klee gelobt wurde. Die jeweiligen Informationen über die Germanen hatte er von befreundeten Galliern wie beispielsweise Divikiakus, ein Druide.

Die Gallier teilten sich übrigens in zwei Hauptgruppen auf:

  1. Die Haeduer 
  2. Die Averner (= die Vorfahren der Segurer) 

Der mit Caesar befreundete Druide beschreibt die Germanen als fremdes und bedrohliches Volk, welches Gallien erobern möchte. Auch hier wird der Rhein wieder als die Grenze zwischen dem noch zivilisierbaren Westen und dem barbarischen Osten gesehen. Trotzdem gibt es auch Quellen, die besagen, dass Caesar durchaus wusste, dass die Grenze keineswegs strikt am Rhein verläuft und dass es auch durchaus zu einer Verschwimmung der Kulturen kam.


Caesar sah das hegemoniale Gleichgewicht durch die Germanen gefährdet, die es wagten, den Rhein zu überschreiten.


Er gab sich größte Mühe, in seinen Schriften die Kelten (die in vielerlei Hinsicht den Römern und Griechen ähnelten) von den Germanen abzugrenzen. Die Germanen verfügten lt. Caesar über keine Druiden, sie brachten keine Opfer, glaubten nur an die Götter, die sie sahen und die ihnen nutzten (Feuer- und Mondgott), beschäftigten sich viel mit der Jagd und dem Krieg und betrieben keinen Ackerbau. Archäologische Funde zeigen jedoch heute, dass Caesar hier klare Falschaussagen tätigte.
Er ging jedoch noch weiter und ließ sich auch über die fremde germanische Tierwelt aus. Das Folgende wird vermutlich in keiner Geschichtsprüfung abgefragt und auch bei „Wer wird Millionär?“ wird man damit sicher keinen Blumentopf gewinnen, aber ich MUSS schreiben, wie Caesar die germanische Elchjagd beschrieb. Laut ihm schliefen die Elche an Bäume angelehnt. Wollte ein Germane also einen Elch erlegen, musste er einen suchen, der gerade am Baum lehnte und… den Baum absägen. So einfach war das! =)

„Die Keltenzeiten“
(Die „Kelten“ sind übrigens im Neuen Testament die „Galather“!)

  1. Die erste Phase der Kelten: Hier finden sich zahlreiche Fürstentümer mit reichen Grabbeigaben.
  2. Die zweite Phase der Kelten: Diese ist geprägt von politischen Gemeinschaften mit Aristokraten. Diese ähneln den Stadtstaaten aus der Antike (die zweite Phase ging bis ca. 50 v. Chr.) 

Caesar sieht die Kelten als hochentwickelt an. Sie würden große Städte bauen und hätten eine Hochseeflotte. Obwohl diese Gegebenheiten von Caesar durchaus bewundert wurden, gilt er als derjenige, der die eigenständige kulturelle Entwicklung der Kelten im gallischen Raum zerstörte. Allein der gallische Krieg forderte ca. 1 Mio. Opfer.
Hier zeigen sich Parallelen zur Conquista und den Azteken… auch hier schrieben diejenigen, die zerstörten.

Die Rheinübergange von Caesar in den Jahren 55 v. Chr. und 53 v. Chr. sollten den Germanen Angst machen. Sie bedeuteten einen Stopp für die Germanen und stellten das römische Volk gleichzeitig als Universalmacht dar, da die Grenze für SIE nicht gelten sollte. Es handelte sich hierbei um eine allgemeine römische Auffassung von Flussgrenzen. Die römischen Eroberungen waren zwar ERSTMAL am Rhein zuende, was aber nicht bedeuten sollte, dass die Gebiete rechts uninteressant seien. 50 Jahre nach Caesar rückt das Gebiet zwischen Rhein und Elbe wieder in den Fokus der Römer.

Rechtsrheinisch lauern die Sueben als weitere Gefahr, von denen ein großer Invasionsdruck ausgeht. Bei den Sueben handelte es sich um Sondergruppen der Germanen. Ihre Urheimat befindet sich in der Havelregion, also irgendwo bei Berlin. Es handelte sich um das größte kriegerische Volk. Das Land hatte (laut überlieferten Schriften) 100 Gaue (= Siedlungskammern). Aus jeder Gaue kamen 1000 Krieger. Der Rest blieb zuhause und kümmerte sich um den Ackerbau (soviel zum Thema, dass es keinen Ackerbau bei den Germanen gab!!).
Die Sueben waren also durchaus vergleichbar mit den römischen Armeen: Sie führten Krieg und regelten die Kontinuität der Versorgung.
Trotzdem herrschte auch hier eine gewisse Normadenvorstellung von den Sueben. Sie jagden viel, trugen Felle und nutzten Grenzland zur Verteidigung.

Im Jahre 56/ 55 v. Chr. forderte Cicero das Kommando Caesars wegen dem damit verbundenen Sicherhheitsgewinn zu verlängern. Aus innenpolitischen Gründen muss dieser schon bald nach Oberitalien zurückkehren und hier Bürgerkrieg führen. 
Unter anderen geht es hier auch um die Sicherung der nördlichen Donau gegen die Darker und den Krieg gegen die Parter. Es gibt keine Rückkehr Caesars nach Gallien.

Bis zur Sicherung der Alleinherrschaft Oktavians (später Augustus) bricht ein Bürgerkrieg in Gallien aus.

39/ 38 v. Chr. kommt Agrippa, der Mitregent des Augustus nach Köln. Im Jahre 19 v. Chr. ein zweites Mal. Es geht darum, die Ubier (ein befreundetes Volk) von ihrem Ursprungsort rechts des Rheins auf die linke Seite zu versetze. Die personell ausgedünnte Gegend sollte wieder besetzt werden. In diesem Zusammenhang entsteht die Stadt Köln. Bauliche Tätigkeiten sind hier im Jahre 4 v. Chr. nachzuweisen. Das Ubier Monument ist heute noch in Köln zu sehen.
Die Ur- Kölner waren als rechtsrheinische Germanen.

Augustus wollte stabile Außengrenzen. Von 16 v. Chr. bis 13 v. Chr. kommt es daher zu einer erhöhten römischen Präsenz. Im Jahre 16 v. Chr. kommt es zur berühmten Lollius- Niederlage und damit verbunden zu einer 30jährigen Phase der rechtsrheinischen Interventionen.

Die „Drusus- Phase“ ist durch eine starke expansive Taktik der Römer zu charakterisieren, in der es Augustus bis an die Elbe schafft.
Hier sind die Germanen die Gegner. Die Sugambrer schaffen es, Lollius zu besiegen. Sie kommen von Osten über den Rhein und entwenden den Römern drei Feldzeichen. Es war gerade Augustus, der einen echten Kult (seit 20 v. Chr.) um die Feldzeichen ins Leben gerufen hatte. Deswegen war es selbstverständlich Ehrensache, die Dinger wieder zurück zu holen. 16 v. Chr.- 13 v. Chr. kommt also auch Augustus in die gallische Provinz. Tiberius und sein Bruder Drusus sollten die Feldzüge für Augustus führen


Die Phase des Tiberius und Varus: Hier kommt es im Jahre 9 n. Chr. zur Varus- Katastrophe und dann 16 n. Chr. zum Ende der römischen Interventionen.

Und zum Schluss nochwas zu den geographischen Gegebenheiten:
Wenn man sich die Karte vor Augen führt, fällt auf, dass es aufgrund der Alpen nur einen kleinen „Durchgang“ von Oberitalien nach Gallien gab. Die Alpengegend wurde jedoch 15- 13 v. Chr. unterworfen und es kam unter Augustus zu einer Ausdehnung von Kroatien bis an die Donau. Die Erweiterung des römischen Vorfeldes wird auch die „Nordgrenzenkonzeption“ genannt.

Ich wünsche euch allen noch einen schönen 1. Mai!
LG,
Conny