Liebes Berlin, …

von | Dez 20, 2016

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

niveau-texter

2009 habe ich deine East-Side-Gallery, das Theater des Westens, das KaDeWe, deine Currywurst und deinen Weihnachtsmarkt an der Friedenskirche kennenlernen dürfen. Auf letzterem habe ich gemütlich meinen Maiskolben gegessen und hätte nicht im Traum daran gedacht, sieben Jahre später solche Schlagzeilen lesen zu müssen.

Die Welt hat sich verändert? Ja, sicher. Ich kannte es nicht, früher mit einem „Was wäre wenn…?“ durch eine Menschenmenge zu gehen oder mir im Nagelstudio im Einkaufszentrum zu überlegen, wohin ich rennen würde, „… wenn es knallt“. Jetzt -und auch gerade heute- ist diese Frage aktueller denn je. Und soll ich dir was sagen, Berlin? Es kotzt mich an!

Am meisten kotzt es mich an, auch wenn noch nicht zu 100% bewiesen wurde, dass es denn wirklich ein terroristischer Anschlag war, ich mich nicht gegen den Gedanken wehren kann. Es fällt mir -gerade in der heutigen Zeit- schwer, anzunehmen, dass Karl-Günter aus Oslo ein Lkw in die Menge fahren ließ, weil er am Steuer eingeschlafen ist. Die Menschen in den Foren und auf Social Media haben ihr Urteil ohnehin schon gefällt. Fakt ist: wir wissen noch nichts, glauben es aber dennoch zu tun.

SOLLTE es sich hierbei wirklich um einen Anschlag gehandelt haben, denke ich auch, dass dem (oder den) Attentätern die Anzahl der Opfer weitestgehend egal war. Die Annahme, es ging darum, Weihnachten und Lebensfreude zu zerstören und die Teile der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen, liegt näher. Und vor allem Letzteres scheint zu funktionieren. Der Hashtag #dankeMerkel inflationiert sich jeden Tag mehr. Gerade heute. Dabei kenne ich so viele Syrer, Araber, Türken, … wen auch immer, die Anschläge wie diesen ebensowenig nachvollziehen können wie ich. 

Dennoch -und darin sind wir uns sicherlich alle einig- muss es weitergehen. Es kann nicht sein, dass Deutschland nach rechts rückt wegen einiger weniger, die (wie gesehen) vor nichts zurückschrecken. Wenn es etwas gibt, wovor ich in politischer Hinsicht mehr Angst habe als vor einem Anschlag, ist es ein Erfolg der AFD und ähnlicher Ströme.

Ich werde mir in den kommenden Tagen nocheinmal einen Weihnachtsmarktbesuch, eine Fahrt auf dem schönen, alten Karussel gönnen und einen Crêpe mit extra-viel Nutella essen… und ich denke nicht, dass ich damit allein sein werde. Oder -um es mit den Worten von Ruthe zu sagen-:

„Wer NICHT schuld ist an #breitscheidplatz:
Merkel
Die Flüchtlinge
Die Gutmenschen

Wer schuld ist:
der, der den LkW fuhr.“