KOMMENTAR: Stell‘ dir vor, Wien ruft und du schickst jemand anderen hin…

von | Mrz 7, 2015

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

niveau-texter

Frei nach dem Modern Talking Hit „You can win if you want“ traf Ex- „The Voice“- „Rocket man“ formally known as Andreas Kümmert am letzten Donnerstag eine folgenschwere Entscheidung. Wie sicherlich auch der Letzte, der sich gegen den ESC und das Theater davor und danach wehrt, mitbekommen hat, lebte der Sänger genau den Rock n‘ Roll, von dem andere in der Regel nur singen oder berichten.

Kümmert zeigte mit diesem „bitchmove“ (Zitat eines Fans auf facebook), dass das Fernsehen eben doch nicht über den Menschen bestimmt, sondern auch in einer Welt von „DSDS“ oder „GNTM“ auch noch ein gewisses Maß an Autonomie bestehen sollte. Diese „Alles kann, nix muss“-Einstellung beeindruckt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass ein weniger begeistertes Publikum in der Halle in Hannover seinem Unmut unverhohlen Luft machte… ganz zu schweigen von den Millionen an den Bildschirmen, die noch vor einigen Minuten die Hotline maltretiert hatten, bei der „Mobilfunkpreise deutlich teurer“ sein können. Rock n‘ Roll forever… auch bei den Öffentlich-rechtlichen.  Wie auch immer. Ich persönlich mag Menschen mit einer gesunden (!) „Ihr könnt mich alle“-Einstellung. Genauer gesagt ziehe ich meinen Hut vor einem Sänger, der vermutlich wirklich erkannt hat, dass es in einer Welt von Glitzer, Playback und künstlichen Wimpern nicht wirklich immer nur auf die Stimme ankommt. Dennoch tut mir bei diesem ganzen „Drama“ vor allem Ann Sophie leid, die nun als 2. nach Wien fliegt, dort sicherlich ihr Bestes geben und wunderschön aussehen wird, jedoch für einen Großteil der Kümmert-Anrufer immer noch „nur“ Platz 2 ist.

Wenn man dem eigentlich Erstplatzierten überhaupt etwas vorwerfen kann, so ist es, meiner Meinung nach, lediglich die Tatsache, dass ihm sein Wunsch, Deutschland nicht in Wien zu vertreten, erst im Rahmen der Preisverleihung aufgefallen ist. Genausogut wäre es jedoch vorstellbar, dass er wirklich erst nach dem Betreten der „großen Bühne“ bemerkt hat, dass kleine Clubkonzerte seine Heimat sind und dass es für ihn keine größere Genugtuung geben kann, als wenn ein paar hundert Menschen begeistert jubeln.

Wie auch immer. Auch wenn ich mir sicher bin, dass Andreas das Ding in Österreich gerockt hätte, drücke ich Ann Sophie alle Daumen. Schade erscheint mir lediglich, dass das ganze Schauspiel die Aufregung um Edathy überschattet und dieser vermutlich am Donnerstag Abend in weiser Voraussicht aufgeatmet hat.

Liebst,

Conny