Thomas Anders im Interview – „Es ist nicht alltäglich, eine Nr. 1 zu haben.“

von | Aug 27, 2017

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Thomas Anders und Cornelia Wilhelm/ Interview

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Hallo, ihr Lieben!
Wer kann schon behaupten, dass er mit Thomas Anders eifrig über Kochrezepte geklönt hat? Wir! Doch der Reihe nach!
Thomas Anders kennen die meisten von euch noch von Modern Talking. Manche bezeichnen ihn sogar als „den einzigen Musiker des Duos“. Noch immer füllt er die Hallen, spielt alte und neue Songs aus seinem Album „Pures Leben“ und ist -wie unser Interview zeigt- trotz zig Nr. 1 Hits immer noch auf dem Boden geblieben.
Ende Oktober bringt Anders sogar ein Kochbuch auf den Markt. Auch wenn wir dieses ursprünglich nur anschneiden wollten, ergab sich aufeinmal ein gemütliches Quatschen über Creme Brûlée und Saltimbocca.
Liebst,
Conny

Conny: „Ihr neues Album „Pures Leben“ besteht aus deutschen Songs. Was ist das Besondere daran, auf Deutsch zu singen?“
T. Anders: „Das Ganze lief nicht nach dem Motto ab: „Ich stehe morgens auf und habe die Idee, auf Deutsch zu singen.“. Das Ganze ist vielmehr über mehrere Jahre gereift. Mittlerweile ist die deutsche Sprache sehr jung und modern geworden. Zu meiner damaligen Zeit war das noch nicht so. Damals war jeder Song eine gesungene Fototapete (lacht). Das ist heute Gott sei Dank anders. Auch das Publikum nimmt heute deutsche Songs komplett anders an. So kam dann vor vier Jahren die Idee, deutsch zu singen. Ich habe mich langsam herangetastet. Wenn man mehr als 20 Jahre eben auf Englisch gesungen hat, spielt auch ein anderer Klang und eine andere Phonetik eine Rolle. Wir haben dann über einen Zeitraum von circa zwei Jahren experimentiert und dann circa ein Jahr lang an „Pures Leben“ gearbeitet. Unter anderem waren an den Liedern beispielsweise auch die Schreiber von Udo Lindenberg und Helene Fischer beteiligt. Wir standen immer im Dialog miteinander. Daher hat es auch circa ein Jahr gedauert, bis das Album fertig war.“

Conny: „Haben Sie auf „Pures Leben“ einen Lieblingssong?“
T. Anders: „Noch nicht. Vielleicht ist es auch noch zu früh, einen Lieblingssong zu finden. Solche Entscheidungen fallen später, wenn man sich auf ein Lied besonders freut. Ich kann mich aber jetzt noch nicht festlegen. Ein Vater sagt ja auch nicht: „Der oder die ist mein bestes Kind.“

Conny: „Sie singen sowohl Ihre neuen, deutschen Songs als auch alte Modern Talking Hits. Ist es denn so, dass das Publikum auf „die Alten“ wartet? Ist es nicht schwer, gegen die ganz großen Erfolge anzusingen?“
T. Anders: „Mein Bekanntheitsgrad kommt natürlich über die alten Songs. Das darf man aber nicht als Bürde, sondern eher als Chance sehen. Es gibt viele Kollegen, die gerne so viele Hits hätten, um sie zu präsentieren. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass die Menschen auf bestimmte Lieder warten, das macht den Erfolg aus. Heute nach der Show fliege ich nach Prag, danach ist Saarbrücken angesagt, danach wieder Polen. Wir planen schon bis 2019. So wie es ist, ist es toll.“

Conny: „Ich habe letztens ein altes Interview mit Falco gesehen. Er sagte, dass man immer an den Nr. 1 Hits gemessen wird. Wie gehen Sie mit dem eigenen Anspruch um?“
T. Anders: „Naja, einen Nr. 1-Song zu haben, ist schon Weltklasse, aber mehrere Nr. 1 Songs zu haben, ist etwas ganz Besonderes. Ich darf nicht mit mir selbst in den eigenen Konkurrenzkampf treten. Es ist nicht alltäglich, eine Nr. 1 zu haben. Man muss dankbar sein, dass man es hatte. Es wäre aber falsch, sich das Leben schwer zu machen. Man muss gar nichts, außer gute Musik machen, hinter der man steht und der Rest ergibt sich von selbst.“

Conny: „Das bedeutet, sich unterscheiden auch im Kopf nicht zwischen den Auftritten in den großen Hallen oder auf einer Kirmes im Festzelt?“
T. Anders: „Nein. Meine Zuschauer sind immer Menschen, die unterhalten werden wollen. Es ist dann egal, ob ich vor 10.000 Leuten auftrete oder in einem Festzelt. Es geht darum, das Publikum zu begeistern… und ich hoffe, es gelingt (lächelt).“

Thomas Anders LIVE

Thomas Anders LIVE

Conny: „Was hat sich denn, Ihrer Meinung nach, im Musikgeschäft geändert?“
T. Anders: „Die Vermarktung hat sich komplett verändert. Als ich anfing, Musik zu machen, gab es nur Schallplatten. Nichtmal CDs. Jetzt läuft alles digital. Man kann streamen. Für viele Künstler ist es extrem schwierig dadurch geworden, weil sie nur noch wenig Geld verdienen. Zudem ist alles viel schnelllebiger geworden. Sichtbar wird das unter anderem auch an den Charts. Es gibt Künstler, die gehen in der einen Woche von „0“ auf „1“ und sind in der anderen Woche wieder aus den Charts draußen. Man hat keine Zeit mehr, eine Fanbase aufzubauen. Bevor Sie sich den Namen gemerkt haben, ist er wieder weg.“

Conny: „„Zur Musik wollte ich Sie eigentlich noch fragen, ob Sie Modern Talking als Segen oder Fluch empfinden, aber ich höre heraus, dass Sie sich darauf freuen, die Lieder zu singen…“
T. Anders: „Definitiv.“

Conny: „Lassen Sie uns doch einmal über „Modern Cooking“ sprechen. Was hat es damit auf sich?“
T. Anders: „“Modern Cooking“ ist keine neue CD, sondern ein Kochbuch, das im Oktober auf den Markt kommt. Ich werde immer wieder gefragt, was ich tue, um zu entspannen. Es ist wirklich so, dass ich gerne koche. Die Idee mit dem Kochbuch kam aber auch nicht über Nacht. Wir haben hier auch circa ein Jahr daran gearbeitet. Das Endergebnis drückt eine 100%ige Lebensfreude aus. Die Gerichte sind einfach umzusetzen und schmecken super. Es geht nicht um Gourmetkochen. Das können ausgebildete Köche 1000mal besser und mit ihnen gehe ich auch nicht in Konkurrenz. Ich möchte zeigen, wie toll und einfach es ist, ein leckeres, gesundes und schmackhaftes Essen zu machen… ohne Hetzerei und ohne 25.000 Zutaten. Wir haben uns bei „Modern Cooking“ auf deutsche Gerichte konzentriert, die dann durch andere Kräuter und Gewürze aus der Welt und durch meine Ess-Erlebnisse mit dem deutschen Kochen verbunden werden. Das Buch hat dennoch einen mediterranen und asiatischen Einschlag, da ich die Rezepte sehr mag. Wir haben beispielsweise ein Rezept über Reibekuchen, die dann nicht mit Kartoffeln, sondern eben mit Zucchini gemacht werden. Oder wir haben ein Süßkartoffelpüree mit einer orientalischen Note oder eine Kokos-Creme Brûlée mit Ingwer.“

Conny: „Klingt erstmal lecker…“
T. Anders: „Ja, und es ist einfach zu machen. Anstelle der Milch bzw. Sahne nehmen Sie Kokosmilch und eine Ingwerwurzel, lassen alles auskochen und behandeln alles, wie eine „normale“ Creme Brûlée auch. Saltimbocca auf der Basis von Hähnchen ist auch lecker… ich liebe Saltimbocca.“

Conny: „Was wünschen Sie sich für 2017?“
T. Anders: „(grinst) Läuft alles jut!“