Der Peloponnesische Krieg- Part 2- oder: Zwei Großmächte schlagen sich die Köppe ein!

von | Nov 22, 2011 | News | 0 Kommentare

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Das Foto verbuche ich mal unter „künstlerische Freiheit“- Es zeigt die Seemacht Athen (also die Ente) gegen die Landkämpfer, z. B. Hopliten, Spartas!

So, nun geht es weiter mit dem Kriegtreiben zwischen den beiden Großmächten Athen und Sparta. Teil 1 dieses Posts endete mich folgenden Aussagen:

Athen sieht sich nun vor einem sprichwörtlichen Dilemma:
Möglichkeit 1: Kriegseintritt, verbunden mit großen Risiken
Möglichkeit 2: Neutralität, Einlenken? Dies wäre mit einem enormen Machtverlust verbunden gewesen!

Ein durchaus ausschlaggebender Grund, für Athen, den Krieg zu suchen war eventuell auch der Umstand, dass es vor dem finanziellen Ruin stand und so Kriegsbeute durchaus gern gesehen war.

Letzten Endes begann der archidamische Krieg im Jahre 431 v. Chr. und dauerte bis 421 v. Chr. . Wie auf dem Bild so wunderschön dargestellt, setzte die Großmacht Athen auf ihre übermächtige Flotte, Sparta auf sein mächtiges Landheer.
Die Kriegstaktik der Spartaner war (zumindest in den ersten Jahren) sehr einfach: Man fiel in Attika ein und vernichtete dort die Ernte. Eine Reaktion der Athener bleib vorallem deswegen aus, da so gut wie alle vom Land in die Stadt geflüchtet waren und es sie dort herzlich wenig kratzte (vom psychischen Druck, keinen Grundbesitz mehr zu bewirtschaften mal ganz abgesehen). Wo niemand mehr ist, kann aber auch niemand mehr getötet werden.

429 v. Chr. stirbt Perikles. Die bisher angewandte Kriegstaktik wird jedoch konsequent beibehalten und als neues Risiko wird Syrakus (Sizilien) mit der Mutterstadt Korinth ausgemacht.

Vor allem im Jahre 425 v. Chr. macht sich in Sparta langsam aber sicher eine Kriegsmüdigkeit breit. Genau diese Antikriegsstimmung geht jedoch zeitgleich in Athen zurück, was einen Austausch und einen eventuellen Waffenstillstand ausschließt.

Die vorherrschende Herrschaft auf dem Wasser hatte für Athen (die Ente) jedoch auch seine Schattenseiten. Der Bau der Triere war dermaßen aufwendig, dass die Materialien hierfür schon bald aus dem gesamten Herrschaftsgebiet geholt werden mussten. Außerdem mussten die Triere immer wieder an Land gezogen werden, damit das Holz trocknen konnte. Die Athener versuchten so, mit dem mächtigen Rammsporn der Schiffe die Gegner kampfunfähig zu machen. Die schönen Kämpfe á la „Fluch der Karibik“, die sich hauptsächlich an Deck abspielen, gehörten -zumindest für die Griechen- zur absoluten Ausnahme.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass keine Macht mit der athenischen Flotte wirklich konkurrieren konnte.

ABER: In Sparta hatte sich der Hoplitenkampf enorm entwickelt. Er war zum ausschließlichen Beruf der Vollbürger geworden, wobei der rechte Flügel erfahrungsgemäß deutlich kampfstärker war als der linke.
Wie weiter oben schon erwähnt, waren die Spartaner jedoch sehr zurückhaltend, wenn es um militärische Einsätze ging. Und woher kommt der Mythos aus „300“ von der Großmacht als kriegsbesessenes, blutrüstiges Volk? Der Ruf, unbesiegbar zu sein, rührt daher, dass die Spartaner überhaupt sehr selten in die Verlegenheit kamen, sich auf dem Schlachtfeld beweisen zu müssen.

Je weiter sich der Krieg ausbreitete, umso mehr Wert wurde auf leichte Kleidung gelegt. Kein Mensch möchte eine schwere Ausrüstung zum Schlachtfeld tragen müssen, um sich dort erstmal zu erholen und neue Kraft zu tanken. Bei Kämpfen gegen die Zivilbevölkerung verzichtete man oft komplett auf die Ausrüstung. Zivile waren sowieso nicht bewaffnet und damit nicht wirklich gefährlich.

430 v. Chr. dann die nächste Katastrophe: Die Pest bricht aus! Sie kann sich enorm schnell verbreiten, da sich ja, wie oben erwähnt, die Bevölkerung in der Stadt befindet und nicht mehr auf dem Land. Hier ist alles zentriert und die hygienischen Umstände lassen auch zu wünschen übrig.
Und als ob das nicht genaug wäre, erscheinen Dürren, Erdbeben und letzten Endes auch der Bürgerkrieg auf dem Tagesplan.
Suboptimal… .

Für Thukydides war die Pest die schlimmste Nebenwirkung des Krieges, die die Macht Athens am meisten schwächte.

Natürlich ging dies nicht spurlos an den Menschen, deren Charakter sich langsam aber sicher veränderte, vorbei. Der Bürgerkrieg eskalierte, die Demokraten richteten die Oligarchen hin und so langsam gewöhnte man sich an die ein oder andere Hinrichtung vor der eigenen Haustür.
Forscher fragen sich immer wieder, ob Thukydides vielleicht den Peloponnesischen Krieg als einen einzigen Bürgerkrieg betrachtete, sind sich jedoch weitestgehend einig, dass die „stasis“ eine Folge des „richtigen“ Krieges war.

Kleon wird nun Perikles‘ Nachfolger, gerät von dessen Kriegskurs ab und verpasst es augenscheinlich, im richtigen Moment und zu günstigen Bedingungen Frieden zu schließen.
423 v. Chr. bittet Athen schließlich um einen einjährigen Waffenstillstand. Eine Bitte, die Sparta annimmt. Schon bald erkennt Kleon jedoch einen Bruch des Vertrages und die nächste Expedition im Jahre 422 v. Chr. lässt nicht lange auf sich warten. Im Nachhinein war der Aufbruch eine ungünstige Entscheidung. Torone wird erstürmt, aber Kleon fällt in Amphipolis und mit ihm 600 Athener.
421 v. Chr. wird dann endgültig der Friedensvertrag geschlossen, was das Ende des archidamischen Krieges bedeutet.

Wie im ersten Post zum Thema jedoch bereits erwähnt, ist Thukydides keineswegs der Meinung, dass es hier zu einem Frieden kam. Er führt an, wesentliche Punkte des Friedensvertrages seien nicht beachtet worden.

Doch was bedeutete der Vertrag offiziell?
Man kann sagen, dass Perikles sein Kriegsziel erreichte, denn mit dem Vertrag erkannte Sparta die Existenz des Seebundes an.
Sparta näherte sich also seinem Erzfeind an, was die Kluft zwischen ihm und seinen Bündnern (dem peloponnesischen Bund) widerrum vergrößerte.
Die Fronten verhärten sich weiter, als in Sparta die Menschen an die Macht kommen, die einen Frieden mit Athen in keinem Fall in Erwägung ziehen.

Im Jahre 420 v. Chr. stehen sich mit Alkibiades (Aristokrat aus Athen) und Nikias (Politiker aus Athen) zwei Männer gegenüber, die durch ihren Konflikt die athenische Politik auf zwei Personen reduzieren.
Und genau in diesem Moment rollt (nach der Pest) die nächste verheerende Katastrophe auf die Athener zu.
Alkibiades‘ Ziel war es, die Athener zum Herrscher über den westlichen Mittelmeerraum zu machen. Dies bedeutete Geld und Macht. Nikias hingehen sieht die Gefahr, die ein Sizilienfeldzug mit sich bringt und rät klar von dem Unternehmen ab.

Schon bald nach dem Aufbruch der Athener in Richtung Syrakus fällt auf, dass eigentlich nichts so eintrifft, wie es geplant war. Die unteritalienischen, griechischen Kolonien lassen ihre zuvor zugesagte Unterstützung ausfallen und auch die finanzielle Unterstützung durch die Segestaner platzt wie eine Seifenblase.

Syrakus hat währenddessen genügend Zeit, um sich auf den Einmarsch vorzubereiten, Festungen zu erbauen und zu verbessern usw. .

415/ 414 v. Chr. ist es nun das Ziel der Athener, die Stadt langsam aber sicher auszuhungern. Sie belagern die Stadtmauern und blockieren die maritime Versorgung. Als Syrakus schon intern über Friedensverhandlungen diskutiert, mischt sich Sparta ein und schickt eine Flotte in die Straße von Messina.

413 v. Chr. passiert dann das, was sich als die „Katastrophe von Syrakus“ in den Köpfen manifestierte. Die athenischen Schiffe befanden sich zu dieser Zeit schon zu lange im Wasser und mussten an Land, um zu trocknen. Daher wurde zunächst der Belagerungsring unterbrochen. Zeitgleich werden die militärischen Mittel vor Syrakus seitens der Athener verdoppelt. Letzte Reserven werden eingesetzt, neues Material von der Heimatstadt geordert… generell kann gesagt werden, dass hier alles auf eine Karte gesetzt wurde.

Der Rest der Geschichte zur Katastrophe von 413 v. Chr. ist schnell berichtet. Syrakus greift die Athener an, bevor deren Verstärkung eintrifft und beschädigt die Flotte schwer. Bei den Kämpfen fallen 2000- 2500 Athener.

Nikias steht nun vor der Frage, wie er mit der Situation umgehen soll. Ein Rückzug, ohne vorher ein Urteil der Volksversammlung abzuwarten, hätte bedeutet, dass er beschuldigt werden könnte, die Volksinteressen missachtet zu haben. Er wartet und wartet und wartet… definitiv zu lange.

Mittlerweile müssen die restlichen Athener mit ihren Schiffen in Landnähe kämpfen, was sich deutlich auf deren Manövrierfähigkeit auswirkt. Zudem versperrt Syrakus die Ausfahrt des großen Hafens.

Nichteinmal auf den Nachkampf an Deck konnte ausgewichen werden, da die Schiffe aus Syrakus mit speziellen Vorrichtungen versehen waren, die ein Entern unmöglich machten.

Schicht im Schacht, Ende Gelände, Ruhe im Puff.

Die einzige Möglichkeit war es nun, über Land zu fliehen und zu retten, was zu retten ist. Die Athener werden jedoch schon bald gestellt und müssen kapitulieren. Entweder werden sie an diesem Tag getötet oder zu einer Arbeit im Steinbruch verdonnert. Selbstverständlich unter katastrophalen hygienischen Bedingungen… ist ja kein Kindergeburtstag.

Ingesamt verlieren bei der Sizilienkatastrophe 45000 Athener und Bundesgenossen ihr Leben.

TO BE CONTINUED…