Der Peloponnesische Krieg- Part 1

von | Nov 20, 2011 | News | 0 Kommentare

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Das Drama zwischen Athen und Sparta, das sich zwischen 431 v. Chr und 404v. Chr. zugetragen hat, muss ich zwangsläufig auf mehrere Teile verteilen. 27 Jahre sind definitiv zu lang, um sie in einem einzigen Artikel ausführlich beschreiben zu können.

Kommen wir zunächst zu den allgemeinen Angaben zum Peloponnesischen Krieg:

Start: 431 v. Chr.
Ende: 404 v. Chr.
Dauer: 27 Jahre
Beteiligte: Athen vs. Sparta und deren Verbündete

Der liebe Thuydides beschreibt die Kämpfe als den größten Krieg der Menschheit, weswegen er auch gern als „antiker Weltkrieg“ beschrieben wird. Was darüber vollkommen in Vergessenheit gerät ist die Tatsache, dass bei Vorfällen wie dem berühmten Alexanderfeldzug oder den Schlachten Caesars gegen die Gallier mehr Menschen starben. 

Einen Bruch im Kriegsgeschehen stellt der sogenannte „Nikias- Frieden“ dar, welcher jedoch von Thukydides offiziell und unter Anführung mehrerer Gründe nicht angenommen wird. (dazu aber später mehr)


Der Peloponnesische Krieg wird im Allgemeinen in zwei Kriegsphasen eingeteilt:
Der Archidamische Krieg dauerte von 431 v. Chr. bis 421 v. Chr. und hat seinen Namen vom Führer der Spartaner (König Archidamos).
Der Dekeleische Krieg dauerte dann von 413 v. Chr. bis 404 v. Chr. . Namensgeber hier war eine Festung der Spartaner im Ort Dekeleia.

Thukydides beginnt direkt nach Ausbruch des Krieges mit seinen Aufzeichnungen, geht dann 424 v. Chr. in die Verbannung und stirbt dann vor dem eigentlichen Kriegsende im Jahr 411 v. Chr. . (Anm. d. Autors: Schade!)
Seine Schriftstellerkollegen, wie zum Beispiel Herodot, schmücken ihre Ausführungen relativ blumig aus und können schon fast als mythologische Geschichtsschreiber gelten. 

Kommen wir nun (der Text wird eh lang genug) ohne Umschweife zur damaligen Situation. Allein die Großpolis Athen war fähig, die Ägäis und das Mutterland Griechenland als stabilen Herrschaftsraum zu organisieren und hat sich deshalb in der ersten Phase des Krieges als Hegemonialmacht behaupten können. Primäres Ziel der Athener ist es, den Ägäisraum zu einigen und zu führen… was natürlich bei vielen Beteiligten auf wenig Gegenliebe stieß. 

Auf der anderen Seite steht nun Sparta… von dem ICH persönlich seit dem Film „300“ (*schnarch*) mein ganz eigenes Bild habe. Sparta eignete sich damals nicht wirklich als Hegemonialmacht. So verfügte es beispielsweise über eine geringe Anzahl an Vollbürgern, stand sowieso am Rande einer innenpolitischen Katastrophe, isolierte sich immer weiter und verpasste damit zwangsläufig den Anschluss an einen kulturellen Fortschritt. Sparta war in der Regel zurückhaltend, wenn es darum ging, militärische Einsätze im Ausland durchzuführen.

Die Auswirkungen des Peloponnesischen Krieges in kultureller Hinsicht werden von vielen Historikern als teilweise positiv beschrieben. Es sei eine kulturelle Blüte entstanden und laut Eduard Meyer habe die Stadt die „schöpferische Kraft des Krieges“ durchaus nutzen können. Die Akropolis wurde weiter ausgebaut, Sokrates entwickelte seine Philosophie als Hoplit… .

Über die Ursachen des Krieges wird immer wieder diskutiert und augenscheinlich können sich Wissenschaftler hier nicht auf einen wirklichen Grund einigen. 
Fest steht, dass die Spartaner im Jahre 431 v. Chr. öffentlich feststellten, dass die Athener den 446 v. Chr. geschlossenen Frieden gebrochen hätten, stellten ein Ultimatum, welches durch Athen abgelehnt wurde, was dann letzten Endes zum Ausbruch des Krieges führte. Laut den Aussagen der Historiker handelte es sich bei der Schuldzuweisung, man habe den Friedensvertrag gebrochen, um fadenscheinige Gründe. Bewiesen ist zudem, dass Sparta letzten Endes aufgrund der Bitten Korinths in den Krieg eingegriffen hat.

Selbst Thukydides, der ja bekanntermaßen „mittendrin statt nur dabei“ war, findet keine eindeutige Kriegsschuld.

Kommen wir nun zur eigenlichen Machtzentrale Athens: Der Seebund. Dieser gewann vor allem zwischen den Perserkriegen und dem Peloponnesischen Krieg zunehmend an Bedeutung. Der Seebund wurde gegründet, um sich und alle Beteiligten vor den Angriffen der Perser zu schützen. „Gemeinsame Kriegsführung“ gegen den Feind!“ war die Devise.

Doch wer sollte das Unternehmen leiten?
Für Sparta sprachen Punkte wie die Tatsache, dass es sich hierbei um die mächtigste Militärmacht Griechenlands handelte, die mit ihrer berühmten Hoplitenphalanx so manches Heer in Angst und Schrecken versetzte. Sparta hatte die meisten Staaten in den peloponnesischen Bund gezwungen und verfügte somit über eine bachtliche Armee an Bündnern.
Auf der anderen Seite stand natürlich Athen. Athen war eine Polis mit einer unglaublich großen Bevölkerung, verfügte über ertragreiche Silberwerke und somit über Ressourcen, die den Aufbau einer Trierenflotte ermöglichten.

478/ 477 v. Chr. fällt die Entscheidung für Athen als Vorsteher des Seebundes.
Die Stadt verfügt über eine bachtliche Flotte. Die Bündner hingegen zahlen Tribute für ihre Verteidigung im Kriegsfall.
Die Kehrseite der Medaille sind harte Strafen gegen diejenigen im Bunde, die sich aus dem Seebund lösen möchten. Am Beispiel Naxos ist klar ersichtlich, dass diese mit einem ungeheuren Maß an Brutalität niedergeschlagen wurden.
Doch auch für Athen war die Vorherrschaft im Bund kein einfaches Zuckerschlecken. Wo Erfolg ist, sind auch Neider. Das Verhalten Athens war daher immer durch ein großes Misstrauen gegenüber anderen Städten bestimmt, welches sich zeitweise als überaus belastend herausstellen sollte.

454 v. Chr. demonstriert Athen seine Macht, indem es die Bundeskasse des Seebundes von Delos direkt nach Athen verfrachten lässt. Hier wird die Liste der einzelnen Tribute der Bündner öffentlich zur Schau gestellt. Dass es sich hierbei um nichts anderes als eine bloße Machtdemonstration gehandelt haben dürfte, muss nicht angezweifelt werden.

Mittlerweile macht sich im Gebiet eine anti- athenische Stimmung breit. Korinth droht mit dem Ausstieg aus dem peloponnesischen Bund, sollte sich Sparta nicht dazu entschließen, Athen anzugreifen. Archidamos (das damalige Oberhaupt der Spartaner) spricht sich zunächst klar gegen diese Aktion aus, bemerkt jedoch zeitgleich die hohe Abhängigkeit von seinen Bündnispartnern und lenkt ein. Korinths primäres Ziel ist es, sich seinen Einfluss an der Adria zu sichern und kämpft hier gegen Korkyra, welches sich mit … (na?- klar!) Athen verbindet.

Athen hofft, den 446 v. Chr. geschlossenen Friedensvertrag zu umgehen, indem es Korkyra Hilfeleistungen im Falle eines Angriffs von Korinth zusichert. Diese Haltung war den anderen Beteiligten jedoch bei Weitem nicht neutral genug.

Zu guter letzt schließt die Stadt Megara Athen von seinen Häfen aus, was den Eigenschaften eines klassischen Wirtschaftsembargos entspricht.
Paradoxerweise stand der Leiter der athenischen Politik, Perikles, hinter dem „megarischen Psephisma“. Über die Gründe hierzu kann nur gemutmaßt werden. Wollte er einen Krieg anzetteln?? 

Währenddessen fordert Sparta von Athen Autonomie für die Mitglieder des Attischen Seebundes mit dem Ziel, diesen letzten Endes komplett zu sprengen.
Athen sieht sich nun vor einem sprichwörtlichen Dilemma:
Möglichkeit 1: Kriegseintritt, verbunden mit großen Risiken
Möglichkeit 2: Neutralität, Einlenken? Dies wäre mit einem enormen Machtverlust verbunden gewesen!

TO BE CONTINUED…