Drama, Baby, Drama…

von | Nov 19, 2011 | News | 0 Kommentare

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

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So, nun noch ein Post für die Freunde der gepflegten Literaturwissenschaft unter uns. Auch wenn es mir die Nackenhaare aufstellt, statt über Inhalte und Figuren über stilistische Merkmale und Regeln zu schreiben, befasse ich mich hier mit dem Thema „offenes bzw. geschlossenes Drama“ und mit der Auffassung des Aristoteles zum Verhalten eines typischen Theaterbesuchers.

Das Leben is kein Ponyhof und was muss, das muss… außerdem hab ich gerade nen leckeren Kaffee vor mir und Offspring tönt aus den Boxen… kann also los gehn‘! =)

Geschlossenes Drama:

Hierbei handelt es sich mehr oder weniger um die klassische Form des Dramas. Dieses ist in 3- 5 Akte eingeteilt und zeichnet sich zudem durch die 3 aristotelischen Einheiten (Zeit, Ort, Handlung) aus. 

Es existiert ein roter Faden und die komplette Handlung ist auf EINEN tragischen („ui ui ui!“) Konflikt ausgerichtet. Wichtig hierbei ist, dass eine sogenannte Exposition (Eingangsszene) die Zuschauer über alles Wichtige informiert. 
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die sogenannte Ständeklausel

Im Normalfall kommen die Hauptfiguren des geschlossenen Dramas aus „gutem Hause“… können daher auch „tief fallen“ (=Fallhöhe). Ohne diesen tiefen Fall wäre das Drama kein Drama. 
Insgesamt kann gesagt werden, dass hier ein hoher bzw. gehobener Sprachstil vorherrscht, was natürlich hervorragend zu den Akteuren aus der Adelswelt passt und das Bild der Handlung vervollkommnen kann.


Offenes Drama:
Beim offenen Drama gibt es keine Vorgaben, wieviele Akte gespielt werden sollen. Die Anzahl ist hier vollkommen beliebig. Zudem können hier mehrere Konflikte in die Handlung einfließen. Das Fokussieren auf ein einiges Problem bleibt klar dem geschlossenen Drama vorenthalten.
Auch die Exposition fällt hier meist weg, was bedeutet, dass der Zuschauer ins kalte Wasser geworfen wird und schonmal Pech haben kann, wenn er den Anfang des Dramas durch einen zu langen Toilettengang verpasst.

Die Standesgrenzen werden im offenen Theater wenig beachtet, was nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck kommt, dass eine Vielzahl von Figuren ihren Platz in der Handlung und auf der Bühne findet.

Besonders sysmpatisch am offenen Drama wird oft empfunden, dass es durchaus nicht selten ist, den einzelnen Figuren ihre Herkunft anzumerken. Dialekte sind hier weit verbreitet und durchaus gewünscht. 


Und was sagt Aristoteles dazu? Das Schöne ist, dass er nahezu zu jedem Thema des Germanistik- und Geschichtsstudiums etwas zu sagen hat.
Laut ihm durchläuft der Zuschauer genau drei Phasen beim Genießen eines Werkes.


1.) „elios“ -> Hierbei handelt es sich um Mitleid mit der Hauptperson (nicht zu verwechslen mit dem Fremdschämen bei „DSDS“ und Co.!). Er identifiziert sich mit dem Helden und fühlt sich in die Rolle ein.

2.) „phobos“ -> Dies ist gleichzusetzen mit den Begriffen „Angst“ und „Schrecken“ und bezieht sich auch wieder auf die Identifikation mit dem Hauptakteur.

3.) „kathesis“ -> Das bedeutet „seelische Reinigung“, der Konflikt im Stück löst sich… Anders ausgedrückt: „Puh! Nochma gut gegangen!“

Ganz im Gegensatz dazu steht die Auffassung Brechts, der sich mit seinen Ansichten klar gegen die Meinung des Aristoteles stellt.

Aber darüber schreibe ich das nächste Mal.
Liebe Grüße!