Der Peloponnesische Krieg- Part 4- oder: Das Finale!

von | Nov 23, 2011

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

Conny und Dennis meet Torsten Sträter

niveau-texter
Abwarten, Tee trinken und „freuen“ 
war gestern… nun wird’s ernst!

Selbst Thukydides wundert es mitlerweile, dass Athen es nocheinmal schaffte, 411 v. Chr. sich aufzuraffen und weiter so aktiv am Kriegsgeschehen teilzunehmen. An Ordnung IN der Stadt selbst war schon lange nicht mehr zu denken. Die Bürger bekämpften sich längst untereinander und das Chaos schien perfekt.

Seit 411 v. Chr. hatte Alkibiades die strategische Führung der Flotte übernommen und konnte hier viele Erfolge verzeichnen und verbuchen. Die Strategie in Bezug auf die großen Schiffe passte sich jedoch der..
..vorherrschenden Problemsituation an. Aufgrund der schweren Versorgungssituation wurde die Flotte immer wieder in einzelne Verbände aufgeteilt, die in den verschiedenen Gegenden Geld und Ware für die nächsten Kampagnen besorgen mussten.

Einige Schlachten und Erfolge auf athenischer Seite später brach die alte Kriegsfreude wieder aus und man startete hochmotiviert in die nächsten Unternehmen. Ein Teil der 411 v. Chr. abgefallenen Bündnerstädte konnten in den Jahren 409 und 408 v. Chr. durch Alkibiades wieder zurück gewonnen werden.

Der Spruch „was nichts kostet, ist auch nichts“ schient jedoch auch schon damals zu gelten. Irgendwer musste den Krieg finanzieren. Meist geschah diese Finanzierung durch Beutezüge ins Hinterland, wobei hier auch vor Bündnispartnern nicht Halt gemacht wurde.

Sparta erhielt währenddessen finanzielle Unterstützung durch das Perserreich.

Auf der athenischen Seite übernahm nun Konon die operative Führung der Flotte. Dieser hatte vor allem in den Jahren 407 und 406 v. Chr. mit einem unbequemen finanziellen Engpass zu kämpfen. So wurde die Flotte zu diesem Zeitpunkt durch die Einschmelzung der im Pantheon befindlichen Edelmetallgeräte und die goldenen Statuen der Siegesgöttin.
In der Not frisst der Teufel Fliegen und der Athener schmolz seine Heiligtümer ein.

Auch die Spartaner entschließen sich dazu, personell umzustrukturieren. Die Wahl fällt auf einen Feldherrn mit dem Namen Lysandros, wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, da dieser über beachtliche finanzielle Ressourcen verfügte.
So erhielt Lysandros bald die Erlaubnis, die größte Flotte zu erbauen, die Sparta bis dahin hatte bieten können. 

Die Zähigkeit und das Durchhaltevermögen der Athener erkennt man an dem Umstand, dass diese trotz aller Rückschläge NOCHMALS eine gleich große Flotte gegenüber stellen konnten. Auf der anderen Seite machte sich augenscheinlich ein gewisses Maß an Verzweiflung breit, unter der beschlossen wurde, den Ruderern der Gegenseite die rechte Hand abzuhacken, damit diese nicht immer wieder neue Flotten rekrutieren konnten.

Als sich die beiden Flotten gegenüberstanden, holte Athen das Problem der Versorgung wieder ein. Die Athener sahen sich gezwungen, ihre Schiffe zu verlassen und aus dem Hinterland Nahrung zu besorgen. Anscheinend wurden sie sehr unvorsichtig, da sie beobachteten, dass die Spartaner jeden Morgen ihre Schiffe ordneten, als sie an Land gingen. Nach ein paar Tagen ließen sie immer weniger Soldaten an Deck und immer mehr beteiligten sich an den Landgängen. Dieser Fehler führte dazu, dass Lysandros bald fast kampflos sämtliche Schiffe in seinen Besitz bringen konnte. Die Landgänger wurden bald von den Spartanern erreicht und hingerichtet.

Die Athener waren entsetzt, als sie von der kampflosen (!!) Niederlage gegen ihren Erzfeind hörten. Bis zur endgültigen Kapitulation der Athener, die nicht zuletzt damit zusammenhing, dass schlichtweg keine Schiffe mehr da waren, dauerte es jedoch noch ein halbes Jahr. Ziel war es zunächst, die innenpolitischen Streitigkeiten zu beseitigen. Diejenigen, die an der Oligarchie der 400 beteiligt waren, wurden beispielsweise rehabilitiert. Ebenso erging es denjenigen, die wegen angeblicher Delikte gegen den Staat verurteilt worden waren.

Im November schließlich wurde Athen blockiert. Diese Blockade bzw. dieser Angriff geschah von zwei Seiten (Angriff von der Landseite, Blockade von der Seeseite). Schnell stellte sich in der Stadt eine Hungersnot ein, da die Ressourcen auch ohne die Blockade schon knapp geworden waren.
Die Friedensverhandlungen mussten aufgenommen werden.

Sparta hielt sich mit seinen Forderungen weitestgehend zurück. So sollten beispielsweise die langen Mauern zwischen der Stadt und Piräus auf einer Strecke von 2 km eingerissen werden… ein „Vorschlag“ der bei Teilen der Bevölkerung auf immense Gegenwehr stieß.
Der eigentliche Grund für die Zurückhaltung Spartas, was die Forderungen anging war die Tatsache, dass man hier deutlich interessiert daran war, Athen als Gegengewicht zu Theben zu erhalten. Als spartanischer Vasallenstaat schien es viel nützlicher.

Es stand jedoch fest, dass Athen auf seine Seemacht zu verzichten hatte. Das Dasein der Stadt als Seefestung war Geschichte… seine Flottenkapazität wurde auf 12 Schiffe kastriert. Außerdem sollte Athen Mitglied des peloponnesischen Bundes werden.

Damit wurde nachhaltig die Macht der ärmeren Bevölkerungsschicht geschwächt, da diese meist durch Ruderdienste ihren Lebensunterhalt bestritten und damit zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft und vor allem der Kriegsführung geworden waren.

Athen nahm nach einigem Hin und Her endlich die Friedensbedingungen an.

Zwischen den Versprechungen des Lysandros, die die Autonomie und Freiheit der Mitglieder des attischen Seebundes betrafen, und der Realität lagen jedoch Welten. Und auch mit Athen ging der Spartaner nicht zimperlich um. Hier herrschten die „30 Tyrannen“. Unter ihrer Herrschaft sollten nurnoch 3000 „politisch zuverlässige“ Athener am Staat beteiligt werden.

Doch Athen wäre nicht Athen, wenn es sich nicht verhältnismäßig schnell wieder aus dieser Krise hätte erholen können. Im Jahre 403 v. Chr. wurde die Demokratie wieder hergestellt, der Bürgerkrieg, die Revolution und die Gegenrevolution überwunden.
Schon zu Zeiten des Korinthischen Krieges (395- 386 v. Chr.) konnte sich Athen mit den Mittelmächten verbünden, die die Spartaner vernachlässigten. Das erneute Etablieren als Flottenmacht war daher nur eine Frage der Zeit.

So… das war nun mein vierteiliger Post zum Thema des Peloponnesischen Krieges.
Hoffe, es war nicht zu lang und zu trocken… =)